Churchill und der Lusitania-Affäre

Schwerwiegender und unheilvoller noch waren seine Intrigen bei der Versenkung der LUSITANIA am 8. Mai 1915. Er war mit dem damaligen Untersekretär der amerikanischen Flotte, Franklin Roosevelt, in eine Verschwörung verwickelt, durch die Versenkung des Cunardriesen (Cunard = bedeutende englische Reederei, d. V.) Amerika in den Krieg zu zerren. Die Deutsche Botschaft in New York hatte der Presse zweimal Warnungen vor dem Luxusdampfer ausgegeben, weil er Konterbande und Munition enthielt. Die Deutschen konnten zudem darauf hinweisen, dass die LUSITANIA in einen bewaffneten Handelsdampfer umgebaut war und dass sich eine Kompanie Soldaten nebst Artillerie und Munition an Bord befände.

Es war Routine, dass Linienschiffe von der Südküste Irlands ab von mindestens einem leichten Kreuzer und zwei Zerstörern begleitet wurden. Am 6. Mai erhielt Kapitän Turner die Warnung, dass deutsche U Boote an der Südküste Irlands gemeldet waren. Er erwartete demzufolge, dass er seinen Kurs um die Nordküste Irlands verlegen dürfe. Normalerweise kümmerte der Erste Lord sich nicht um solche Dinge. Doch Churchill erließ Befehl, die LUSITANIA ohne Geleitschutz nach Liverpool laufen zu lassen. Er reiste dann nach Paris, wo er sich als Mr. L. Spencer ins Gästebuch eines Hotels eintrug.
Um 14.12 Uhr des 8. Mai feuerte Kapitänleutnant. Schwieger, Kommandant von U-¬20, seinen letzten Torpedo in den Bug der LUSITANIA. Die Deutschen konnten deutlich eine zweite Explosion beobachten. Die mit Doppelwänden ausgestattete LUSITANIA galt als unversenkbar, aber sie verschwand binnen 20 Minuten in den Fluten. In der gerichtlichen Untersuchung wollte man feststellen, dass die zweite Explosion von Kohlenstaub hergerührt habe. Aber spätere Untersuchungen ergaben, dass es kaum Kohlenstaub auf dem Schiff gab und zweifellos nicht vorne am Bug. Diese Explosion musste also von der Explosion mehrerer Tonnen Explosivstoffe im Vorderrumpf herrühren.
Beim Untergang des Schiffes waren 1.198 Passagiere und Mannschaften ums Leben gekommen, einschließlich 171 einflussreicher Amerikaner. Der Dampfer war nur 10 Meilen von Kinsdale Head, in Sicht von Queenstown, gesunken. Patrouillenboote verblieben jedoch so lange im Hafen, bis jede Hilfe zu spät kam. Die Untersuchung hatte schwerwiegende Fakten unterschlagen, besonders die Rolle Churchills und die vermutliche von Roosevelt. Churchill war übrigens stets der Meinung, in Roosevelt einen Freund zu besitzen. In Wirklichkeit verachtete Roosevelt ihn zusammen mit seinem zerfallenden Empire.